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Ostern & Hoffnung für Scheidungswillige - Was die Krise der katholischen Kirche mit Scheidung zu tun hat

Ostern & Hoffnung für Scheidungswillige - Was die Krise der katholischen Kirche mit Scheidung zu tun hat

Der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche führte zur allgemeinen Aufruhr gegenüber den kirchlichen verkörperten und manifesten Werte: Nächstenliebe, Zuneigung und Vertrauen. Dies zum Anlass nehmend wurde eine Studie durchgeführt, die sich dem Thema: „[…] Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“, befasst. Die Ergebnisse wurden am 25. September 2018 veröffentlicht.

Die Verluste an Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind daraufhin enorm. Kein Wunder, wenn 1.670 Geistliche des Missbrauches an 3.677 Kindern und Jugendlichen beschuldigt werden. Auffällig ist, dass die Ersttaten mit der Priesterweihe der Beschuldigten signifikant in die Höhe schnellen. Von 53 Ersttaten vor der Priesterweihe, durch die der Gläubige in die Gemeinschaft der Priester aufgenommen wird, steigen die Straftaten in den ersten fünf Jahren nach der Weihe auf ganze 349 Vorfälle an. Der Verdacht liegt daher nahe, dass eine Korrelation zwischen einem hohen kirchlichen Amt und dem Anstieg an Missbrauchsvorwürfen, auf Machtmissbrauch im Amt und Ausnutzung der abhängigen Betroffenen in hilfs- und schutzbedürftigen Situationen, zurückzuführen ist. Die Zahlen sprechen zumindest für sich: So befanden sich 65,5 Prozent der Betroffenen im Ministranten (n = 969), Religionsunterrichts- (n = 726) oder allgemeinem seelsorgerischen Beziehungsverhältnis (n = 718) zu den Beschuldigten (Quelle: MHGm 2018).

Die Fragen: Welche Folgen hat ein solcher Skandal für die historische Institution Kirche? Ist ein Machtverlust zu verzeichnen? Ist das Ansehen in der Gesellschaft geschwächt? , drängen sich immer mehr auf.

„Betrachtet man die Meinungen und Auffassungen der Presse, so zieht sich von einer anfänglichen Euphorie, dass ein möglicher Wandel bevorstünde, der ein Aufbrechen der veralteten Strukturen herbeiführe, zu einer doch sehr ernüchternden Feststellung, dass von den katholischen Kirchenoberhäuptern wenig bis gar keine Einsicht an internen fehlerhaften Strukturen eingeräumt wird“, so Jens Becker, Vorstandsmitglied der iurFRIEND® AG.

Die Hoffnung auf einen Wandel entfacht, durch eine Stellungnahme von Papst Franziskus im Jahr 2018. So sagte Papst Franziskus im August 2018: „ Zum Missbrauch Nein zu sagen, heißt zu jeder Form von Klerikalismus mit Nachdruck Nein zu sagen“ (Quelle: ZDF Blog). Wohingegen die aktuelle Stellungnahme des emeritierten Papst Benedikt vom 12. April 2019 den Umbruchshoffnungen einen Dämpfer setzte: Er ist der Meinung, die Revolution der Freizügigkeit in den 1968er Jahren und die Sexualisierung der westlichen Gesellschaft sei verantwortlich für den Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche. In seiner Stellungnahme stellte er zudem ausdrücklich klar, dass dieses Schreiben in enger Abstimmung mit dem amtierenden Papst Franziskus erstellt wurde (Quelle: Spiegel, 2019a; Focus, 2019; CNA, 2019).

Dies zeigt klar auf, dass eine Einsicht seitens der klerikalen Oberen, hinsichtlich eines Strukturwandels der katholischen Kirche nicht zu verzeichnen, jedoch sehr von Nöten ist.

So zeichnet sich in der Gesellschaft eine Antihaltung gegenüber der katholischen Kirche ab, die wie gelähmt wirkt und scheinbar abwartet, ob das Gewitter vorüber zieht.

„Der Wandel der Gesellschaft hinsichtlich des Religionsverständnisses hat unlängst stattgefunden und das ist auch gut so! Denn nur eine kritische und hinterfragende Gesellschaft hat es erst möglich gemacht, die Vorwürfe zum öffentlichen Diskurs zu bringen und mit einer Studie zu belegen“ betont Jens Becker.

Dennoch: Wie geht es jetzt weiter? Sind die beiden Wertesysteme Gesellschaft und katholische Kirche überhaupt in der heutigen Zeit miteinander vereinbar?

Jüngst haben Richter mit einem Beschluss am Bundesarbeitsgericht, sich über das Sonderrecht der Kirche als Arbeitgeber, welches den Kirchen ein Selbstbestimmungsrecht bei ihren Angelegenheiten einräumt, hinweggesetzt. Verhandelt wurde, ob ein wiederverheirateter Chefarzt aufgrund von seiner privaten Situation, gekündigt werden kann. Nach zehnjährigem juristischem Streit bekam der Chefarzt recht, da kirchliche Arbeitgeber künftig verstärkt darauf achten sollten, welche Loyalitätsanforderungen an die Mitarbeiter gestellt werden. Die Anforderungen müssen dann einheitlich für alle, unabhängig der Religionszugehörigkeit, gelten (Spiegel, 2019b).

Das Gerichtsurteil macht deutlich, dass das Zusammenspiel der Wertesysteme Gesellschaft und Kirche einer fortwährenden Prüfung und harter Probe unterliegt. Es stellt sich dann doch die Frage: Kann die katholische Kirche ihre alten Strukturen aufbrechen und dadurch offen gerecht und zukunftsweisend handeln?

Allein die Tatsache, dass es in unserer heutigen Gesellschaft möglich ist, die katholische Kirche im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie, kritisch und sachlich zu hinterfragen und auch öffentlich in Erklärungsnot und somit unter enormen strukturellen Druck zu bringen, zeigt, dass die Macht der katholischen Kirche heute stark von ihrem gesellschaftlichen Status abhängig ist. So kann dies nur Hoffnung, auf eine Neuformierung und somit Wiederauferstehung der katholischen Kirche geben.

Alle Geschiedene und Wiederverheiratete können also hoffen, dass die Akzeptanz gegenüber verschiedenen modernen Lebensmodellen in der katholischen Kirche wächst. Die Tatsache, dass Papst Franziskus in seiner Schrift „Amoris qlaetitia“ einigen wenigen Wiederverheirateten erlaubt, die Kommunion zu empfangen (Der Tagesspiegel, 2017), zeigt zumindest schon mal einen kleinen Schritt Richtung Veränderung in der Kirche.

Wenn das keine gute Nachricht für die geschiedene und wiederverheiratete Kirchgänger an Ostern ist!

Quellen:

  CNA (2019). Full text of Benedict XVI essay: “The Church and the scandal of sexual abuse” https://www.catholicnewsagency.com/news/full-text-of-benedict-xvi-the-church-and-the-scandal-of-sexual-abuse-59639, eingesehen am 15.04.2019.

  Focus (2019) Mit einem Schreiben aus dem Ruhestand sorgt Ex-Papst Benedikt für Empörung. https://www.focus.de/politik/ausland/thesen-zum-missbrauchs-skandal-mit-einem-schreiben-aus-dem-exil-sorgt-ex-papst-benedikt-fuer-empoerung_id_10582623.html, eingesehen am 15.05.2019.

  MHG (2018). Forschungsprojekt. Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz. https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/dossiers_2018/MHG-Studie-gesamt.pdf, eingesehen am 15.04.2019.

  Spiegel (2019a) Benedikt XVI. gibt Achtundsechzigern Mitschuld am Missbrauchsskandal. https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/benedikt-xvi-gibt-achtundsechzigern-mitschuld-am-missbrauch-a-1262422.html, eingesehen am 15.04.2019.

  Spiegel (2019b). Kündigung von katholischem Chefarzt nach Wiederheirat unwirksam. https://www.spiegel.de/karriere/bundesarbeitsgericht-kuendigung-von-katholischem-arzt-unwirksam-a-1254150.html, eingesehen am 15.04.2019.

  Tages Spiegel (2017). Die katholische Kirch mildert eine Todsünde. https://www.tagesspiegel.de/politik/kommunion-auch-fuer-geschiedene-die-katholische-kirche-mildert-eine-todsuende/19341324.html, eingesehen am 15.04.2019.

  ZDF Blog (2018) Papst schreibt Brief zu Missbrauch. http://blog.zdf.de/papstgefluester/2018/08/21/papst-schreibt-brief-zu-missbrauch/, eingesehen am 15.04.2019.

Ostern & Hoffnung für Scheidungswillige - Was die Krise der katholischen Kirche mit Scheidung zu tun hat

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Datum:

Bewertung:

Mittwoch, 17. April 2019

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